Was in Deutschland seit langem – das Hörergeld als bekanntes Beispiel von Studiengebühren gibt es in seiner damaligen Form seit 1970 nicht mehr – unüblich war, wird in anderen Staaten schon längst praktiziert und zur Kostenentlastung der Hochschulträger eingesetzt.
Es gibt auch Länder, in denen bis dato keine Studiengebühren verlangt werden oder die Hochschulen bzw. Studierende gar in besonderem Maße subventioniert werden und deren Leistungen sich im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen können. Die Ausgestaltung, Höhe und Finanzierungsmöglichkeiten (Darlehen, Rückzahlungsmodalitäten etc.) von Studiengebühren variieren von Land zu Land. Und selbst in Deutschland sind die Studiengebühren keiner einheitlichen Regelung unterworfen.
Vorteile und Nachteile von Studiengebühren an Hochschulen in Deutschland
Im Allgemeinen ist zu sagen, dass der 1966 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete, 1976 in Kraft getretene und zwischenzeitlich von hunderten Staaten ratifizierte – auch die Bundesrepublik tat dies – Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte das Recht auf Bildung (kulturelles Menschenrecht) definiert und von den Mitgliedstaaten die Anerkennung verlangt, dass „der Hochschulunterricht auf jede geeignete Weise, insbesondere durch allmähliche Einführung der Unentgeltlichkeit, jedermann gleichermaßen entsprechend seinen Fähigkeiten zugänglich gemacht werden muss;“.
Zum einen sind in den verschiedenen deutschen Länderverfassungen zum Teil weitergehende Rechte festgeschrieben, zum anderen sieht die Bundesregierung in der Erhebung von Studiengebühren keinen Verstoß gegen den völkerrechtlichen Vertrag, schließlich beinhalte jener kein Verbot von Studiengebühren und der Zugang zum Studium ist – wohl im Hinblick auf die zeitnah eingeführten zinsgünstigen Darlehen und dem bestehenden BAföG – von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen unabhängig.
Wie die Gegner argumentieren
Gegner der Studiengebühren verweisen allerdings darauf, dass gemäß dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte der Weg zur Unentgeltlichkeit hinführen müsste und nicht weg von jener.
Ein wichtiger Kritikpunkt war und ist die soziale Gerechtigkeit und damit verbunden die Sorge, dass Studenten aus sozial schwächer gestellten Familien der Zugang zum Studium erschwert wird bzw. unter Nutzung von BAföG und zinsgünstigen Krediten der Start ins berufliche Leben mit einem Schuldenberg beginnt und dass zumal nicht selten gerade anfangs hohe Investitionen erforderlich sind (Praxisgründung usw.). |
Dabei ist einerseits zu berücksichtigen, dass unter gewissen Umständen Ausnahmeregelungen gelten und für definierte Personenkreise die Option besteht, sich von den Studiengebühren befreien zu lassen (Urlaubs- und Praxissemester, Behinderung, Hochbegabung – Stipendium, Studierende mit Kindern unter Beachtung der Kinderaltersgrenze, Härtefälle usw.).
Andererseits, dass die Studienbeitragsdarlehen ebenfalls an Voraussetzungen und Bedingungen geknüpft sind, wie die zeitliche Gewährung (zumeist Regelstudienzeit plus 4 Semester), Zinsobergrenzen (nur für das aktuelle Semester/Darlehen), Schuldenobergrenzen und die Rückzahlungsmodalitäten (Karenzphase, Mindest-Nettoeinkommen).
Aber auch Befürworter der Studiengebühren bringen Argumente
1. die Zahl der Studenten ist in anderen Staaten nach der Einführung von Studiengebühren nicht gesunken – die Zahl nicht unbedingt (wenngleich einige Länder einen Rückgang zu verzeichnen haben), doch der Anteil an Studierenden aus der Mittel- und Unterschicht ist zurückgegangen
2. die Studiengebühren kommen den Hochschulen und verbesserten Lehrbedingungen zu Gute – Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass auf lange Sicht staatliche Zuschüsse im Gegenzug gekürzt werden; ein Teil der Studiengebühren fließt schon jetzt in den „Ausfallfonds für Studienbeitragsdarlehen“ oder deckt Verwaltungskosten, Rückstellungen etc.; Experten gehen davon aus, das auf Grund verfassungsrechtlicher bzw. gesetzesmäßiger Gegebenheiten die Studiengebühren zum „Stopfen“ von Haushaltslöchern verwendet werden könnten und zudem jene die derzeitige Unterfinanzierung der deutschen Hochschulen sowieso nicht decken können
3. Studenten arbeiten zielgerichteter durch Studiengebühren und werden versuchen, dass Studium schnell abzuschließen (keine Langzeitstudenten) – diverse Ursachen bewirken jedoch, dass ein Studium nicht innerhalb der Regelzeit beendet werden kann, darunter gesundheitliche Gründe – die mit der Einführung einer Studiengebühr nicht verhindert werden können – und Finanzielle, schließlich arbeiten schon jetzt zahlreiche Studenten neben ihrem Studium, um den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren – eine Studiengebühr würde in Anbetracht dessen keine Verbesserung bedeuten, eher das Gegenteil
4. Studenten erzielen später ein hohes Einkommen, können also jetzt für ihre Bildung zahlen….
Die Liste lässt sich um vielfache Meinungen und Gegenmeinungen erweitern, Diskussionsstoff gibt es also genügend.